Kunst im Vorbeigehen: Zwischen Intimität und Öffentlichkeit

Kuratorin: Eva Maltrovsky

In Bezugnahme zum Ausstellungsort, Bauwände, hinter denen ein neues Wohnprojekt der OSG entsteht, beschäftigen sich die Künstlerin Martina Stapf und der Künstler Tobias Hermeling mit der Spannung von Intimität und Öffentlichkeit, in der jeder Mensch steht.

Sei es die Spannung zwischen der Privatheit des Wohnens und dem öffentlichen Leben, zwischen Verletzlichkeit und Selbstpreisgabe, seien es die sehr persönlichen Gedanken, Prägungen und Erfahrungen im Verhältnis zu öffentlichen medialen und gesellschaftlichen Einflüssen, die den Einzelnen bewusst oder unbewusst bestimmen und zu einem kritischen Umgang und Entscheidungen herausfordern.

Martina Stapf:

Hinter Sofas und Pölstern oder zwischen spaltbreit geöffneten Türen lugen nackte Beine und Arme hervor. Die verborgenen Körper, die sich den unmittelbaren Blicken entziehen, evozieren Geschichten. Versteckte Andeutungen von Nacktheit werden zur Metapher von Verletzlichkeit und Privatheit. Es entsteht eine Spannung von Preisgabe und Schutzsuche, von Ausgeliefertheit und Annäherung.

Die Fotos geben Einblick in Innenräume. Auch Wohnen ist privat, bietet Rückzug vor der Öffentlichkeit. Die Bewohner entscheiden selbst, wen sie ihre privaten Räume betreten lassen, wieviel – auch visuelle – Nähe sie zulassen, und wie weit sie sich jeweils selbst öffnen bzw. auch Einblick in ihr Inneres geben wollen.

So erzählt Martina Stapf in ihrer künstlerischen Fotografie in einer sehr subtilen Bildersprache von hoher Fragilität und von der Spannung zwischen Intimität und Öffentlichkeit. Der Körper wird zum Material, durch den diese Spannungen sichtbar gemacht werden. 

Das Zeigen und Verbergen spielt in vielen Fotoserien der mehrfach ausgezeichneten Künstlerin eine große Rolle. Das Spiel mit Verhüllen und Andeuten eröffnet den Betrachter*innen einen weiten Vorstellungsraum und Anstöße zum Weitersinnen.

 

Martina Stapf, geboren 1990 in Eisenstadt, lebt und arbeitet in Wien, Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Dorit Magreiter

 

Ausstellungen (Auswahl)

2021 ZUHAUSE, Vonovia Award 2020, Kunstmuseum Bochum

2020 Corona Art, Kunstforum Wien

Kuchen für 8, Performance/Musik/Ausstellung Ankerbrotfabrik Wien

2019 VIENNA ART WEEK, Making Truth, Open Studio Days Traktorfabrik Wien

2018 Linnekin - kuratiert von Sophie Haslinger das weisse haus, Wien

2016 Cinema at viennacontemporary: Me, Myself and I - kuratiert von Olaf Stüber

 

Preise:

2020 Vonovia Award für Fotografie 2020, Shortlist

2019 ArtStart_Studio, Atelier Stipendium Creative Cluster, Akademie der bildenden Künste, Wien

2017 Förderpreis für bildende Kunst, Land Burgenland

artist in residence Paliano/Italien, Burgenländische Landesregierung

2014 Leistungsstipendium, Akademie der bildenden Künste Wien

2013 Jugendkulturpreis, Land Burgenland

https://www.martinastapf.com/

Tobias Hermeling:

Bilder aus Medien, wissenschaftlichen Büchern und der Kunstgeschichte, genauso wie Textzitate aus verschiedenen Zusammenhängen montiert Tobias Hermeling zu neuen kommunikativen Einheiten. Dabei lässt er entweder gegensätzliche Bedeutungen aufeinander auflaufen oder es ergeben sich aus dem Zusammenhängen neue Aussagen.

Orientalische Architekturelemente, die berühmte „Große Welle von Kanagawa“ des japanischen Künstlers Hokusai, die Vermessung von Gesichtsproportionen für die Erstellung einer Skulptur, grafische Figuren aus Zeitschriften im Stil der 1960er Jahre, eine alte Rechenanlage, eine naturwissenschaftliche Darstellung des Gehirns, ein Mann mit Funksender, ein Sujet aus der Werbung u.a. stellen das ikonische Repertoire der Plakatserie dar. Biographische Bezüge manifestieren sich in der „Tante Maria“, die häufig dem in der ehemaligen DDR lebenden Neffen Tobias „Westschuhe“ beispielsweise einer begehrten Sportmarke geschickt hat.  Die verbale Komponente wird durch Aussprüche wie „Verdienen Sie zu wenig?“ oder auch „finde heute nicht mehr nach hause“ im situativen Kontext zur witzigen Aussage. Skripturale Zitate eines Psalms und eines Zitates aus dem Galaterbrief verweisen auf religiöse und weltanschauliche Prägungen von Menschen. Das Zitat „Deine Hand, Kamerad. Bayreuth zum Nulltarif“ stammt vom deutschen Dramatiker Heiner Müller.

Mediale Öffentlichkeit und sehr persönliche Erfahrungen, Denkweisen und Weltanschauungen fügen sich zu einem Panoptikum von individuell geprägten Menschen einer heterogenen Gesellschaft.

Tobias Hermeling verwendet Elemente aus seiner Serie „Periodensystem“.  So wie auch in der Chemie durch verschiedene Zusammensetzungen bestimmte chemische Verbindungen wie Wasser H2O aus den Elementen Sauerstoff O und Wasserstoff H besteht und Kohlendioxid CO2 aus Kohlenstoff C und Sauerstoff O, werden analog zu diesem Prinzip die Bilder generiert:  So erfolgt auch in Tobias Hermelings Bildern aus der Zusammensetzung bestimmter Elemente eine Neukonstruktion einer aus ikonischen und verbalen Zeichen bestehenden künstlerischen Gestalt und Aussage.

 

Tobias Hermeling, geb. 1974 in Halle an der Saale, seit 1992 Wohnsitz in Österreich, lebt und arbeitet in Neusiedl am See und Wien, Zeichnungen, Malerei, Film

 

2019 Spielfilm „Schauspielerin“ mit Premiere auf der Diagonale Graz

2014 Projekt „Klangteppich“ in Kooperation mit dem Haus der Musik, Wien/Puebla (Mexico) und Vorwerk

2012 Werkschau Landesgalerie Eisenstadt

2008 Videoarbeit - Johannespassion - Theater an der Wien

Theodor Kery Preis 2008

http://www.hermeling.com

Begleitausstellung in der NN-fabrik Oslip:

Zwischen Intimität und Öffentlichkeit Teil I – Tobias Hermeling

26. 6. 2021 – 11. 9. 2021

 

Zwischen Intimität und Öffentlichkeit Teil II – Martina Stapf

25. 9. 2021 – 6. 11. 2021

 

NN-fabrik Oslip, Sachsenweg 18, 7064 Oslip, www.nn-fabrik.at

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